KJF Erziehungsberaterin: Wie getrennt lebende Eltern ihren Kindern schöne Weihnachten bescheren

Mut zu neuen Ritualen und die Bedürfnisse der Kinder in den Mittelpunkt stellen
Welches Spielzeug soll der Nachwuchs geschenkt bekommen? Bei diesem Thema geraten getrennt lebende Eltern zu Weihnachten häufig in Streit. Die KJF Erziehungsberaterin gibt Tipps, wie Erwachsene Kindern ein schönes Fest bereiten. Symbolfoto: KJF Augsburg/Carolin Jacklin
16. Dezember 2021

„Vor Weihnachten erhöht sich der Beratungsbedarf bei getrennt lebenden Eltern spürbar“, berichtet Erziehungsberaterin Astrid Schmid von der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung. Weihnachten – das Fest der Liebe und der Familie. Kaum ein anderer Tag ist mit so vielen unausgesprochenen Erwartungen überfrachtet. „Jede Familie hat andere Traditionen, das macht es natürlich schwer, einen allgemeingültigen Ratschlag für den Ablauf und die Gestaltung des Tages zu geben. Aber insgesamt kann ich allen Eltern – speziell den getrennt lebenden – raten: Druck rausnehmen, Mut haben für neue Lösungen und versuchen, zu entspannen, indem man sich weniger vornimmt und Freiräume einplant. Denn das, was einmal war, kann man nicht mehr herstellen und eine Lücke zu füllen ist schwierig“, so die KJF Erziehungsberaterin.

Auch sei es laut Astrid Schmid völlig normal, dass zu Weihnachten viele Emotionen, gerade auch der Schmerz darüber, dass man es nicht geschafft hat, als Familie zusammenzubleiben, hochkommen. „Ich bin aber fest davon überzeugt, dass Eltern eine Lösung finden, wenn sie sich mit dem Blick auf ihre Kinder von ihrer Sichtweise des Erwachsenen verabschieden. Für die Kinder ist Weihnachten dann am besten, wenn sie möglichst keinen Streit ihrer Eltern erleben.“

Auf jeden Fall ratsam ist es, so früh wie möglich mit der ehemaligen Partnerin beziehungsweise dem ehemaligen Partner das Gespräch zu suchen und zu besprechen, wie eine Lösung für das Weihnachtsfest aussehen könnte.

Tipps der KJF Erziehungsberaterin für ein schönes Weihnachtsfest für alle:
 

  • Alles wie früher? Trotz der Trennung zusammen den Heiligen Abend zu verbringen und den Kindern zuliebe das Fest so zu feiern wie früher, das gelingt laut der KJF Erziehungsberaterin den wenigsten ehemaligen Paaren. Denn häufig kommen dann doch starke Gefühle hoch oder die ehemaligen Partner geraten in Streit. Um die Kinder nicht mit genau diesen Emotionen zu belasten, sollte also das gemeinsame Feiern des Heiligen Abend nur in Betracht gezogen werden, wenn die ehemaligen Partner wirklich gut miteinander auskommen.
     
  • Abwechselnd feiern: Eine in vielen Trennungs- und Scheidungsfamilien gelebte Praxis ist das abwechselnde Feiern – ein Jahr sind die Kinder am Heiligen Abend bei der Mutter und wechseln am 25. Dezember zum Vater im nächsten Jahr dann umgekehrt. Möglich ist aber auch, den 24. Dezember aufzusplitten – vorausgesetzt die getrennt lebenden Eltern wohnen nah genug. „Bis zum späten Nachmittag ist das Kind bei einem Elternteil und wechselt dann am frühen Abend zum anderen“, so der Vorschlag von Astrid Schmid. Bei Elternteilen, die weiter entfernt voneinander leben, wird das Wechselmodell häufig Wochenweise praktiziert – die erste Woche der Weihnachtsferien bei einem Elternteil, die zweite Woche beim anderen.
     
  • Neue Rituale entwickeln: Kinder sollten sich an das frühere Weihnachtsfest, an Rituale wie es sie vor der Trennung gab, erinnern und auch mit ihren Eltern darüber sprechen dürfen. Das bedeutet jedoch nicht, dass sich der Nachwuchs nicht auf eine neue Gestaltung der Feiertage einlassen kann. Eltern sollten den Mut haben, neue Rituale zu entwickeln, die zu der veränderten Lebenssituation passen – so der Rat der KJF Erziehungsberaterin für alle, vor denen ein Weihnachtsfest als frisch getrenntes Paar liegt. Fragen Sie sich zum Beispiel: Auf was hätte ich denn damals schon Lust gehabt? „Manchmal übernimmt man einfach etwas, weil man es selbst so vorgelebt bekommen hat, oder weil es der Erwartung des Partners entsprach“, erklärt die KJF Erziehungsberaterin. Ideen für neue Rituale könnten zum Beispiel sein, mit einer Familie in einer ähnlichen Situation zusammen zu feiern oder auch bereits den vierten Advent zu nutzen – etwa für eine Feier mit den Großeltern, um die Weihnachtsfeiertage zu entzerren.
     
  • Geschenke: Die Weihnachtsgeschenke für den gemeinsamen Nachwuchs sind ein häufiger Streitgrund unter ehemaligen Partnern. Schwierig wird es vor allem dann, wenn die Geschenke in ein gegenseitiges Übertrumpfen münden. Ideal wäre natürlich eine gemeinsame Planung. Auf jeden Fall wollen Kinder mit den Spielsachen, die sie zu Weihnachten bekommen, spielen und sie auch dem anderen Elternteil zeigen beziehungsweise zu ihm mitnehmen – in der Hinsicht sollten die Erwachsenen sich in Toleranz üben und dies erlauben.
     
  • Dampf ablassen: Je jünger die Kinder, desto größer ist meist deren vorfreudige Anspannung am Heiligen Abend – und diese potenziert sich natürlich, wenn das Fest dann zum ersten Mal anders, nämlich mit getrennt lebenden Eltern abläuft. Darum ist es ratsam, gerade am 24. Dezember beispielsweise einen Waldspaziergang oder einen Besuch auf dem Spielplatz einzuplanen, damit die Kinder durch körperliche Betätigung diese Anspannung etwas abbauen können.
     
  • Kinder entlasten: Für Kinder ganz entscheidend ist, dass es den Eltern in der aktuellen Situation gut geht und sie erleben, dass Mama und Papa auch die kinderlosen Zeiten an den Feiertagen gut für sich zu nutzen wissen. Darum ist es wichtig, dem Kind zu vermitteln: Es ist in Ordnung, wenn es Spaß beim anderen Elternteil hat, und man selbst kann währenddessen auch eine gute Zeit ohne das Kind haben. Wenn das gelingt, können sich auch die Kinder entspannt auf die neuen Rituale einlassen und ohne Sorge um den einen Elternteil die Zeit beim anderen genießen.

 

Info: Bei diesen und allen anderen Fragen und Sorgen rund um das Familienleben helfen die KJF Erziehungsberaterinnen und Erziehungsberater unkompliziert und kostenfrei weiter. Sie unterliegen der Schweigepflicht. Die KJF Beratungsstelle bietet neben persönlichen Gesprächen unter Wahrung der stets aktualisierten Hygiene- und Abstandsregelungen, auch Telefonberatungen sowie Videoberatungen oder -konferenzen für alle Familienmitglieder.

Zusätzlich können die Beraterinnen und Berater der KJF Beratungsstellen über die anonyme Online-Beratung der Caritas unter www.caritas.de/onlineberatung sowie die der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke) unter https://bke-beratung.de kontaktiert werden.

 

Alle Standorte und Ansprechpartner unter www.kjf-kinder-jugendhilfe.de/erziehungsberatung

 

 

Katholische Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e.V. (KJF)

Die KJF Augsburg ist einer der größten Anbieter für Gesundheits-, Sozial- und Bildungsdienstleistungen in Bayern. Seit 1911 bietet das Sozialunternehmen vor allem Kindern, Jugendlichen und Familien mit rund 80 Einrichtungen und Diensten Lösungen für die verschiedensten individuellen Bedürfnisse an: in der Kinder- und Jugendhilfe mit Kindertagesstätten, Stationären Wohnformen oder Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung; in Berufsbildungs- und Jugendhilfezentren, durch Angebote für Beruf und Arbeit sowie Integrationsunternehmen und -dienste; in der Medizin mit mehreren Kliniken; in verschiedenen Schulen. Darüber hinaus bildet die KJF Augsburg kontinuierlich annähernd 500 Fachkräfte für soziale und medizinische Berufe aus.

Als christlicher Verband katholischer Prägung ist für die KJF und ihre rund 5.800 Mitarbeiter jeder Mensch wertvoll, unabhängig von Herkunft, Status, Religion oder Kulturkreis. Vorstandsvorsitzender ist Markus Mayer, Vorsitzender des Aufsichtsrates Domkapitular Armin Zürn.

Weitere Informationen zur KJF finden Sie unter www.kjf-augsburg.de.

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