Theaterprojekt gegen Antisemitismus

Kooperation der Familienstation Dinkelscherben zur Aufklärung von Jugendlichen
Beim Workshop wurde den Schüler*innen unter anderem bewusst, wie viel sie anhand von Kleidungsstücken wie Tüchern und Kopfbedeckungen in Personen hineininterpretieren – und wie schnell so Vorurteile entstehen. Im Bild v.l.: Die Schüler Gabriel Schüller und Quentin Hammerschmidt. Foto: Jana Stenzel
27. November 2023

Die Familienstation Dinkelscherben, die zur Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e. V. (KJF Augsburg) gehört, veranstaltete in Kooperation mit den Sozialarbeiterinnen der Grund- und Mittelschule Dinkelscherben und der Helen-Keller-Schule-Dinkelscherben ein Projekt zur Prävention von Antisemitismus. Die Aktion umfasste eine Theateraufführung des Jungen Theaters Augsburg mit Nachbesprechung sowie einen theaterpädagogischen Workshop und richtete sich an Schüler*innen der 8. und 9. Klassen beider Dinkelscherbener Schulen. 

„Antisemitismus ist leider auch auf deutschen Schulhöfen ein Thema. Mit dem Projekt möchten wir die jungen Menschen aufklären und sensibilisieren – und das möglichst nah an ihrer Lebensrealität“, sagt Sandra Fischer von der Familienstation Dinkelscherben. Angesichts der aktuellen Entwicklungen im Nahost-Konflikt ist das Thema so relevant wie eh und je.

Szenen zum Nachdenken
Als Auftakt des Projekts führte das Junge Theater Augsburg sein mobiles Stück „TACHELES“ in der gemeinsamen Turnhalle der Schulen auf. Der katholische Paul und der muslimische Kinan machen darin in Szenen aus dem Alltag junger Menschen auf Vorurteile und Antisemitismus aufmerksam. Ausgangslage ist der Morgen nach einer WG-Party, bei der die jüdische Irina plötzlich verschwunden ist. Die Freunde fragen sich, was passiert ist, reflektieren Irinas Erfahrungen und erkennen nach und nach, wie sich Feindschaft gegen Jüdinnen und Juden tagtäglich zeigt: antisemitische Songtexte im deutschen Rap, Anfeindungen jüdischer Fußballvereine und Beschimpfungen auf dem Schulhof. Nach jeder Szene klären die Schauspieler Sebastian Baumgart und Ramo Ali mit Faktenchecks auf. Bei der anschließenden Nachbesprechung der Aufführung zeigte sich: Besonders die dargelegten Anfeindungen von Makabi-Fußballvereinen gingen den Dinkelscherber Schüler*innen nahe.

Workshop für Zivilcourage
Teil des Projekts war außerdem ein Workshop mit den Theaterpädagog*innen des Jungen Theaters Augsburg, in dem sich die Schüler*innen in verschiedenen Mitmach-Übungen mit Vielfalt in der Gesellschaft, Zivilcourage und dem Umgang mit Antisemitismus auf dem Schulhof auseinandersetzten. Neben dem offenen Austausch über eigene Erfahrungen sowie Rollenspielen durften die Schüler*innen unter anderem in einer „Wahrheitsmaschine“ selbst Fakten und Vorurteile erfinden, um sie für Fake-News zu sensibilisieren. 

„Den Kids sind sehr viele Einzelheiten des Stücks im Kopf geblieben. Dabei hat man gemerkt, dass das Thema sehr jugendfreundlich aufbereitet wurde und die Kids aufmerksam dabei waren“, reflektiert Jana Stenzel, Jugendsozialarbeiterin an der Helen-Keller-Schule Dinkelscherben, die das Projekt gemeinsam mit Sandra Fischer von der Familienstation Dinkelscherben und Lena Högg, Jugendarbeiterin an der Grund- und Mittelschule Dinkelscherben organisiert hat.

Familienstation Dinkelscherben
Im Auftrag des Landkreises Augsburg betreibt das Frère-Roger-Kinderzentrum, das zur Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e. V. (KJF Augsburg) gehört, mehrere Familienstationen, darunter die Familienstation Dinkelscherben in der Kohlstattstraße 2c, 86242 Dinkelscherben. Die Familienstationen sind Anlaufstellen für alle Themen, die Familien bewegen und bieten unter anderem Familienhilfe, Beratung und Treffpunkte.