Reisen mit Kindern: Gut vorbereitet in die Ferien

Eine gute Vorbereitung ist für die Urlaubsreise mit Kindern das A und O. Kinderarzt Dr. Christian Uebler vom Josefinum gibt Tipps für die kindgerechte Urlaubsplanung und Anreise.
19. Juli 2017

Schwimmen. In Ruhe ein Buch lesen. Mit Papa Sandburgen bauen. Museen besuchen. In einer Familie liegen die Wünsche für das ideale Urlaubsprogramm wahrscheinlich eher weit auseinander. Allen gerecht zu werden, ist die große Kunst. Je kleiner die mitreisenden Kinder sind, desto schwieriger ist es auch ihnen gerecht zu werden. Denn ihnen wäre die heimatliche Routine wahrscheinlich eh am liebsten. Wo soll der ideale Familienurlaub also hingehen? „Für das Reiseland kann man keine allgemein gültigen Empfehlungen geben“, lautet die Antwort von Dr. Christian Uebler, Oberarzt in der KJF Fachklinik Josefinum in Augsburg. „Die entscheidende Frage ist, wie ist der Weg dorthin und wie ist die Anreise gut vorzubereiten. Auch vom Fliegen ist nicht generell abzuraten.“

 

Qual der Wahl: Wo soll es hingehen?

Doch gerade Eltern von ganz kleinen Kindern sollten bedenken: „Generell gilt. Je kleiner das Kind ist, desto anstrengender ist eine lange Fahrtstrecke für den kleinen Urlauber und desto weniger kommen die Kinder mit einer Umstellung des gewohnten Rhythmus zurecht“, so Kinderarzt Dr. Uebler. „Deshalb sollte der gewohnte Bio-Rhythmus von Schlafenszeiten und Mahlzeiten aufrechterhalten werden.“ Gerade Familien mit Babys entscheiden sich darum häufig für ein Urlaubsziel innerhalb Deutschlands oder reisen gerne mit dem Zug. Denn die Bahn hat gerade für Kinder den unschlagbaren Vorteil, dass die kleinen Urlauber sich dort freier bewegen können als in Auto oder Flugzeug.

Eine Reise in eine andere Zeitzone ist ebenfalls desto schwieriger, je kleiner die Kinder sind. Generell kann es bis zu 14 Tage dauern, bis sich Kinder an eine neue Zeitzone gewöhnt haben. „Darum müssen Eltern einfach mit quengeligen und unausgeschlafenen Kindern rechnen“, erklärt Dr. Uebler. „Das kann natürlich die Qualität des Urlaubs beeinträchtigen.“ Ähnliches gilt für die Klimazone des Reiseziels: „Extremer Hitze sollten Kinder nicht ausgesetzt werden“, so der Oberarzt „In heißen Reiseländern sollten Kinder sich möglichst in Räumen mit kindadäquaten Temperaturen aufhalten können. Bei einem Wechsel von nasskaltem Winterwetter zu Hause in ein trocken-heißes Urlaubsland kann der kindliche Kreislauf gedämpft reagieren. Die Kinder machen dann einen müden, erschöpften Eindruck.“ Dann ist laut Kinderarzt wichtig, dass sich die Kinder in schattigen Bereichen erholen können.

 

Die Anreise: regelmäßig Pausen einlegen

Eltern sollten sich Gedanken darüber machen, wie lange die ganze Reise dauert, wo Pausen eingelegt werden können und welche Uhrzeiten vernünftig sind, um Staus zu vermeiden und eventuell auch die Schlafenszeiten des Kindes zu integrieren. „Auch Nachtfahrten sind zu überlegen“, so der Kinderarzt. „Man kann zum Beispiel eine Wegstrecke am frühen Morgen zurücklegen, dann eine lange Pause an einem schönen See abseits der Autobahn einlegen und am frühen Abend weiterfahren.“

Beim Thema Pausen rät der Mediziner dazu, auf die Kinder und ihre jeweiligen Bedürfnisse zu achten. „Auf jeden Fall sollte der sonst übliche Tagesrhythmus erhalten bleiben und zu den Mahlzeiten sollte ein Stopp mit ausreichend Zeit zum Bewegen und Toben eingelegt werden.“ Bei kleinen Babys muss für regelmäßige Still- bzw. Füttermahlzeiten und fürs Wickeln sowieso angehalten werden. „Eltern sollten im Auto auf jeden Fall immer für einen möglichen Stau mit ausreichend Essen und Trinken gerüstet sein“, empfiehlt Dr. Uebler.

Und während der Fahrt wollen die kleinen Mitreisenden einfach beschäftigt sein. Manche Kinder lieben Hörspiele, andere singen gerne mit Mama und Papa um die Wette, andere schauen vielleicht schon selbst Bücher an und Lesen. Eltern sollten für die Unterhaltung an Bord einiges in petto haben.

 

Bitte einpacken!

Auch beim Packen für die Urlaubsreise sollten Eltern an ein paar Dinge denken: „Das Wichtigste ist ein fiebersenkendes Mittel“, so Kinderarzt Dr. Uebler. „Außerdem mitnehmen: abschwellende Nasentropfen, Pflaster und ein Desinfektionsspray.“ Wird das Kind im Urlaub krank, sollten Eltern sie laut Dr. Uebler nicht nachlässiger therapieren als zu Hause. „Bei allem, womit man zu Hause zum Kinderarzt gegangen wäre, sollten Eltern auch im Urlaub mit dem Kind zum Mediziner“, rät der Oberarzt.

„Und natürlich ist im Urlaub generell der Sonnenschutz für Kinder ein wichtiges Thema, weil die Kinderhaut viel empfindlicher auf die Sonne reagiert“, erinnert Dr. Uebler. Darum sind das Tragen eines Sonnenhutes und möglichst luftiger Kleidung sowie das wiederholte Eincremen mit Sonnenmilch unerlässlich. 

Und einen besonderen Tipp hat der Kinderarzt noch für alle, die mit dem Auto über die Alpen oder im Flugzeug gen Süden unterwegs sind: Kinder haben bei Urlaubsreisen häufig Probleme mit dem Druckausgleich im Ohr, weil sie diesen noch nicht so gut selbst regulieren können wie Erwachsene. Deshalb rät Dr. Uebler Eltern dazu, auf jeden Fall abschwellende Nasentropfen sowie ein Schmerz- und Fiebermittel einzupacken, damit Ohrenschmerzen behandelt werden können.